An die 50 Teilnehmer*innen kamen bei trockenem Wetter am Abend des 9. November zusammen, um einen Weg des Gedenkens zu gehen, welcher von der katholischen Kirche St. Marien in Bergedorf zur evangelischen Erlöserkirche in Lohbrügge führen sollte. Ich habe mich gefreut, dass vielfältig die Ökumene vertreten war: neben Katholiken und Protestanten u.a. auch die Baptisten (Ladenbeker Furtweg), die Vineyard-Gemeinde (Glasbläserhöfe) und die Charismatische Gemeindeerneuerung aus Reinbek.
Erinnern an die Namen und die Leben
Wir alle wollten an diesem Abend der sogenannten „Reichskristallnacht“ von 1938 der Menschen gedenken, die in der Zeit des Nationalsozialismus von Staats wegen umgebracht wurden, wollten ihre Namen und ihr Leben erinnern und dadurch zumindest nachträglich ihre Würde bewahren.
Kinder sprechen Fürbitte
Besonders habe ich mich gefreut, dass auch mehrere Kinder der katholischen Schule Chrysanderstraße aktiv beteiligt waren – vorbereitet und angeleitet durch die Schulseelsorgerin, Frau Astrid Seipelt-Klimpel. Sie haben an neun Stationen unterwegs jeweils eine Fürbitte gesprochen und eine Rose auf den „Stolpersteinen“ niedergelegt.
Familie Rosendorf, Ernst und Ellie Tischauer, Marie Burke, Max Anton Schlichting, Inge Hardekop
Einige dieser „Stolpersteine“ waren mir bereits bekannt: z.B. diejenigen für die jüdische Apothekerfamililie Rosendorff aus der Ernst-Mantius-Straße 5 oder für das jüdische Zahnarzt-Ehepaar Ernst und Ellie Tichauer aus der Alten Holstenstraße 61. Andere waren für mich neu: so der Gedenkstein für Marie Burke, die in der sogenannten „Heilanstalt“ Meseritz-Obrawalde ermordet wurde, vor dem Haus Chrysanderstraße 33. Oder Max Anton Schlichting, der als Kommunist wegen „Feindbegünstigung und Wehrkraftzersetzung“ am 24.3.1945 in der Haftanstalt Bützow-Dreibergen enthauptet wurde. Oder Inge Hardekop, die als 15jährige zwangsweise in die Alsterdorfer Anstalten eingewiesen wurde und mit 19 Jahren angeblich an Tuberkulose starb; ihr „Stolperstein vor dem Neubau Harderskamp 1 wurde im Jahre 2013 gelegt.
Mehrfach wurden wir unterwegs von Passanten oder Hausbewohnern angesprochen, was wir da machten – und konnten ihnen den Sinn unseres Rundganges erläutern. Auch die Polizisten, die uns zwischendurch anhielten, haben den Charakter dieses Gedenkweges schlussendlich verstanden.
Dank an Diakon Stefan Mannheimer (Kath. Pfarrei Heilige Elisabeth), der diese Bergedorfer Tradition vor Jahren begonnen hat, die sich mittlerweile aus kleinen Anfängen eindrucksvoll entwickelt hat!
Helmut Röhrbein-Viehoff